by Loyana Camelo
Etwas, das Dieter Franke im Laufe der Jahre gelernt hat, ist, dass Farben oder ihr eben Nicht-vorhanden-Sein mehr sagen können, als das Auge zu greifen vermag. Eine Möglichkeit, das genau herauszufinden, haben Betrachter vom 5. März ab 16:00 bis 3. Mai 2017: „Dieter Franke – Paintings – Arbeiten auf Acrylglas und Leinwand” lädt auf dem Werderplatz dazu ein (Tom Boller Ladengalerie, Werderstraße 30, 76137 Karlsruhe).
Die Besucher dürfen sich von den ausgewählten Werken faszinieren lassen, während am Abend der Eröffnung Live-Musik vom Trio Şimşek (Saz), Daniel (Bass) und Thomas (Gitarre) die Kunst untermalt. Lebendige Farben auf Plexiglas und Schwarz-Weiß-Kompositionen auf Leinwand fließen hier wieder zusammen und werden durch interessante Musikstücke ergänzt.
Dieter Frankes Arbeiten sind das Ergebnis einer Zeit, die er intensiver für sein künstlerisches Werk nutzen konnte. Vor etwa dreieinhalb Jahren hat er wieder begonnen, „nicht nur intensiv”, wie er sagt, „sondern auch wenig traditionell”. „Ich arbeite am liebsten mit nicht traditionellen Mitteln. Das heißt: kein Pinsel. Plexiglas als Arbeitsfläche ist ja auch eher unüblich. Ich mache in der Regel alles mit Spachtel”, beschreibt er sein Schaffen. Für den Baden-Badener Künstler ist das Ergebnis sogar besser, wenn es während des Prozesses keine vorgegebenen Ideen gibt.
Aber der vorherige Moment sei für seine Arbeit mit Plexiglas fundamental. „Was ich vor der Arbeit mache, ist die Auswahl der Farbe„. Dafür habe er relativ strenge Kriterien, da Farbe auf dem Leinen oder Acryl unterschiedliche Aussagen hat. Im Atelier in der Winterstraße zeigt er einen Farb-Katalog, auf dem er verschiedene Farben mit dem Spachtel aufgetragen hat, um sie auf ihre „Lebendigkeit“ zu prüfen.
Veranschaulichend weist Dieter Franke auf das gewählte Alizarin-Rot: „Diese Farbe kann in keinerlei Sinn tot sein, wenn sie auf Plexiglas aufgetragen wurde. Dieses Rot hat ein eigenes Leben.“ In dem Rot selbst existierten schon so viele unterschiedliche Intensitäten. Nur mit solchen Farben könne er arbeiten, auch zum Beispiel mit Indisch-Gelb und Phthalocyanin-Blau.
Einen anderen Aspekt hebt das Schwarz-Weiß auf Leinwand hervor. Die Gemälde zeigen eine Kombination von horizontalen und vertikalen Linien, die auf den ersten Blick einfach erscheinen mögen, aber das Potenzial haben, Aufmerksamkeit zu wecken, die über das bewusste Verständnis hinausgeht. „Schwarz und Weiß haben eine Geschichte, weil das menschliche Auge an und für sich nur in ganz bestimmten Helligkeits-Bereichen in der Lage ist, sie zu sehen. Was Schwarz und Weiß eigentlich sehr interessant für die Menschen macht. Deswegen sei Schwarz-Weiß-Fotografie für Leute eigentlich viel spannender“, führt er seine Gedanken fort.
Und Dieter Frankes Leinwand-Kompositionen von Linien und Flächen sind nicht nur spannend wegen ihrer kontrastiven Farbgebung, sondern fesseln besonders durch eine Art versteckter Architektur, die immanent ist. „Ich habe nach und nach alles reduziert. Reduzierung auf zwei Ebenen: Wenn man nämlich horizontale und vertikale Linien hat und die Dimension Horizontale um 90 Grad dreht, dann hat man eine Drei-Dimensionalität. Ich wollte das herunterschrauben auf rein zwei Dimensionen”, beschreibt er seinen Arbeitsprozess.
Kaum vorstellbar ist es, dass die Ergebnisse auf Dieter Frankes Leinwänden und Plexiglas-Platten keinem klaren Konzept gefolgt sind, sondern aus sich selbst erwuchsen. Er bekräftigt, dass er nicht gegenständlich orientiert ist. Es gehe ihm auch nicht darum, etwas zu abstrahieren, sondern einerseits um die Farbwirkung und andererseits um die farbliche Komposition.
Er möchte keine spezielle eigene Botschaft mit seinen Arbeiten vermitteln, aber hofft, etwas Persönliches im Kopf des Betrachters auszulösen – frei assoziativ: Dem Betrachter sei es freigestellt, was er denke. „Ich kreiere etwas ohne die Absicht, dass jemand etwas hineininterpretieren kann. Er kann das tun, aber er muss es nicht.“ Jeder Mensch habe auch wieder etwas anderes im Kopf und assoziiere irgendetwas Anderes. Diese Freiheit gebe er den Betrachtern.
Dieter Franke sagt es frei nach dem dänischen Maler, Bildhauer, Architekten und Dichter Per Kirkeby: „Kein Bild will irgendeinem Menschen wirklich etwas sagen. Sondern der Mensch sagt alles selbst, wenn er ein Bild sieht.“ Es scheint, als könne die „Dieter Franke – Paintings“-Ausstellung mehr sein, als auf den ersten Blick wahrnehmbar ist.
INFORMATIONEN
Was: „Dieter Franke – Paintings – Arbeiten auf Acrylglas und Leinwand“
Wo: Werderplatz, Tom Boller Ladengalerie, Werderstraße 30, 76137 Karlsruhe
Wann: Eröffnung am 5. März 2017, 16:00 (mit Live-Musik), bis 3. Mai 2017
Wie viel: Eintritt frei
Kommende Veranstaltungen:
Kunst und Kultur in der Südstadt, voraussichtlich Ende April 2017; aktuelle Informationen: https://suedstadt.org/
Rathaus Durlach, 20. – 25 September 2017, Dieter Franke, Malerei, Horst Hinder Photografie, Helga Sauvageot, Objekte und Skulpturen
(Text in Zusammenarbeit mit Ulrike Steldermann-Schaufelberger)